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Presseerklärung Firas Maraghy 3. September 2010

03/09/2010

Presseerklärung

Wie bereits in meiner Presseerklärung vom 31. August 2010 dargelegt, hatte mein am 26.07.2010 begonnener Hungerstreik immer zum Ziel, meine im Dezember 2009 geborene Tochter Zaynab als Einwohnerin Ostjerusalems, sowie meine Ehe mit der deutschen Staatsbürgerin Wiebke Diehl zu registrieren. Ich forderte von Anfang an ein sicheres Bleiberecht für meine Familie und mich in meiner Geburtsstadt und der Geburtsstadt meiner Väter und Vorväter. Diese Forderung steht in Einklang mit internationalem Recht, insbesondere mit Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
Seit ich in meiner letzten Presseerklärung angeboten habe, in Begleitung eines hochrangigen deutschen Politikers oder einer Person des öffentlichen Lebens nach Jerusalem zu fahren, um ein Gespräch mit Herrn Amos Arbel, dem Direktor des „Registration and Civil Status Department“ des Innenministeriums Israels, zu führen, ist Bewegung in meine Angelegenheit gekommen. Mir wurde von der israelischen Botschaft zugesichert, dass bei diesem Gespräch tatsächlich eine Lösung gefunden werden soll. Zudem wurde mir ein konkreter Termin mit Herrn Arbel vermittelt. Da dieser Termin bereits Mitte September liegt und ich diesen aus gesundheitlichen Gründen nicht wahrnehmen kann, wurde mir versprochen, den Termin um wenige Wochen zu verschieben.
Ich erkläre mich bereit, einen solchen Termin wahrzunehmen und dafür nach Jerusalem zu fahren. Herr Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags, dem ich für seine Vermittlung zwischen unserer Familie und der israelischen Botschaft sehr herzlich danke, hat sich bereit erklärt, mich bei dieser Reise zu begleiten.
Die israelische Seite verlangt, dass auch meine Tochter Zaynab für eine Registrierung zugegen sein muss. Mir wurde eine schriftliche Garantie versprochen, dass ein deutscher Pass der Registrierung meiner Tochter als Einwohnerin Ostjerusalems nicht entgegenstehen wird. Nur wenn eine solche Garantie gegeben wird, bin ich bereit, meine Tochter auf die Reise mitzunehmen.
Ich hoffe, dass der von israelischer Seite bekundete Wille, die Angelegenheit einvernehmlich zu lösen, tatsächlich zur unmittelbaren Registrierung meiner Tochter und meiner Ehe führt. Es ging mir nie darum, die gesamten politischen Verhältnisse zu ändern. Obwohl ich grundsätzlich weiterhin die israelische Botschaft als verantwortlich auch für die Palästinenser Ostjerusalems betrachte, bin ich darum bereit, meinen Beitrag zu einem Kompromiss zu leisten. Ich werde darum morgen, am 4. September 2010 um 17 Uhr, nach 41 Tagen Hungerstreik, diese Phase meines Protests beenden. Dies geschieht im Vertrauen darauf, dass die mir auch durch die Vermittlung hochrangiger Politiker gemachten Zusagen erfüllt werden.

Firas Maraghy

Firas mit seiner Tochter

10 Kommentare leave one →
  1. meryemdeutschemuslima permalink
    03/09/2010 16:25

    Alhamdulillah, Gott sei Dank!

    • 03/09/2010 16:50

      Alhamdulillah,
      das hat Firas wahrscheinlich auch gesagt, ich habe dies oft bei ihm gehört. Ich kann garnicht sagen wie froh ich bin, diese Nachricht war das Schönste, was ich seit langem gehört und empfunden habe. Lieber wäre es mir gewesen, er hätte für heute diese Entscheidung getroffen, damit ihm geholfen wird, er hatte gestern starke Schmerzen und dies, wie ich gesehen habe, nicht zum ersten Mal. Ich hoffe, er wird keine bleibenden Gesundheitsschäden davon getragen haben. Beruhigt bin ich erst, wenn er im Krankenhaus ist und gepflegt wird und sich erholen kann. Er möchte natürlich so schnell wie möglich nach Hause, was man nach diesen vielen Tagen auf der Straße leben, nachvollziehen kann. Es war manchmal eiskalt, dazu der ständige heftige Regen und Familienleben sieht auch ganz anders aus. Ich kann mich bei ihm nur bedanken, für seine Wärme, seine Menschlichkeit. Sein Baum war ein Treffpunkt für die unterschiedlichsten Menschen geworden. Dies wird nun fehlen.
      Ps. Ich hatte ihm von deinen Bittgebeten erzählt, er hat sich gefreut und bedankt. Was ich hiermit an dich weitergebe.

  2. weitweg permalink
    03/09/2010 17:33

    Endlich eine gute Nachricht.

    Vielleicht mag seine Frau einen Dank an all jene versenden – die wie Sie, Peter Kranz, Fanny Reisin u.a. – hinter ihm gestanden haben.

    • 03/09/2010 17:45

      @ weitweg
      Ja, eine der besten Nachrichten seit langem. Ich hoffe, Wiebke und Firas erholen sich von den Strapatzen, die Belastung war sehr groß. Dank haben wir alle schon erhalten, durch Firas und seine Familie, und dadurch, dass wir wunderbare Menschen erleben durften.

  3. meryemdeutschemuslima permalink
    03/09/2010 18:00

    Da muss ich ja gleich noch eine Runde heulen….was für ein starker Mensch und inschallah wird seine kleine Maus auch mal eine starke und selbstbewußte Muslima, die ihren Eltern viel Freude macht und dort leben kann, wo sie möchte.
    Ich wünsche ihm sehr gute Genesung, inschallah ist es kein bleibender Schaden der ihm Schmerzen bereitet.

    • 03/09/2010 18:36

      Hallo Meryem,
      ein wirklich starker Mensch, ich hoffe das Beste. Wir sind in den letzten Wochen alle auf „Hochtouren“ gelaufen, und müssen erstmal wieder runterkommen. Mal sehen, wie es morgen wird. Ich muß auch noch den “ Flieger“ wegbringen.

  4. meryemdeutschemuslima permalink
    03/09/2010 19:41

    Morgen ist ja auch noch Quds-Tag-Demo, wie passend! Ich kann leider grad nicht auf Reisen gehen, sonst wollte ich auch dabeisein, inschallah im nächsten Jahr.

    Gute Erholung auch Dir, Du hast soviel durch Deine Präsenz geholfen!

    • 03/09/2010 23:18

      Hi Meryem,
      ich weiß nicht ob ich viel helfen konnte, wichtig war Firas Anliegen an die Öffentlichkeit zu bekommen, und da hast du auch mitgewirkt, genauso wie Inge und viele andere. Firas und seine Familie hat den Hauptteil ausgemacht, er mit seinem humorvollen, menschlichen Wesen, seiner Ausdauer, Wiebke mit ihrer Stärke und dem familären Zusammenhalt und natürlich Zaynab…Menschen haben plötzlich mitbekommen, das einiges in Israel schief läuft. Ich hoffe, sie machen sich weiter Gedanken, bei uns liegt auch einiges im Argen. Ein kleines Beispiel nur die Sinti und Roma, sie wurden zu Hitlers Zeiten verfolgt und umgebracht. Nun werden sie überall ausgewiesen, auch aus Deutschland, dorthin wo sie auch keiner haben will. Sie haben keine Lobby und wenig Schutz. Und das ist nur ein einziges kleines Beispiel… Erholung werde ich mir zwei Tage nehmen können, dann geht es erstmal dahin, wo 25 Jahre meines Lebens liegen geblieben sind, einschließlich meiner Bilder, an die 600 Stück, vielleicht auch mehr. Sichten, aussortieren, in ein Lager stapeln… Stress.
      Schön, meine großen Kinder dann zu sehen und ein paar liebe Freunde.

  5. 03/09/2010 19:53

    Jaaaaa! – Wie Du schon sagtest, Urs, solche Menschen brauchen wir. Grosse Freude.

    • 03/09/2010 23:40

      Liebe Inge,
      danke für deine menschliche Unterstützung, Menschen wie dich sind nicht zu unterschätzen. Mir sind Mauersteine vom Herzen gepurzelt, ich hoffe, eines Tages sind auch die Mauern in Palästina weg. Vorallem die in den Köpfen. Hier habe ich eine Menge Israelis kennengelernt und wünsche mir, wie schon in einigen Artikeln geschrieben, ganz viele mehr in Israel, die genauso denken. Und ich habe bedauert kein arabisch zu verstehen, aber sie haben immer übersetzt, Palästinenser, Libanesen, Syrier, Australier, Iren, Japan usw….es gab überhaupt kein Problem. So müsste Völkerverständigung laufen. Im Vordergrund stand Menschenrecht, eine gute Basis für eine bessere Welt. „Jaaaaa! , solche Menschen brauchen wir. Grosse Freude.

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